„Nach welchem Konzept arbeitet ihr?“ oder „Kann ich euer Konzept lesen?“
Solche Fragen erreichen uns immer wieder von Eltern, von an der Schule interessierten Menschen und von neuen Kolleg*innen. Bisher konnten wir unsere Arbeit eigentlich nur im persönlichen Gespräch erklären, weil wir kein schriftliches Konzept hatten, das wir weitergeben konnten.
Das ursprüngliche Genehmigungskonzept von 1986 ist echt in die Jahre gekommen. So arbeiten wir schon lange nicht mehr. Nicht, dass das Konzept von damals „schlecht“ wäre, es ist einfach nicht mehr zeitgemäß. Schule, die Menschen, die die Freie Schule gestalten, und die Gesellschaft haben sich seitdem sehr verändert. Beispielsweise gab es an der Freien Schule in den Anfangsjahren eine Kindergartengruppe und zwei Schulstufen mit Kindern vom 1. bis 3. Schuljahr bzw. vom 4. bis 6. Schuljahr. Heute sind wir eine Bildungseinrichtung mit Krippe, Kindergarten, zweizügiger Grundschule und einer Sekundarstufe.
Ein weiteres Genehmigungskonzept entstand 2005, als wir die Schuleingangsstufe einrichteten. Damit ist es ähnlich wie mit dem ersten Konzept, auch wenn es noch nicht ganz so „alt“ ist.
Mit dem Praxiskonzept wollen wir kurz und knapp die Schwerpunkte unserer Arbeit darstellen.
Dieses Konzept soll leben und sich weiterentwickeln. Und wir wollen uns daran messen lassen. Wir wollen gerne darüber ins Gespräch kommen mit unseren Kolleg*innen aus den anderen Schulbereichen, mit dem Vorstand, mit neuen und alten Eltern und mit weiteren an der Schule interessierten Menschen.
RAHMEN
In Beziehung sein
„Ich bin in Beziehung zu mir selbst“
„Ich bin in Beziehung zu den anderen, zu Kindern und zu Erwachsenen“
„Ich erlebe mich im Umgang mit Menschen, Materialien und Räumen als Teil einer Gemeinschaft“
Zeit haben an einer Ganztagsschule
Die FSU ist ein vielfältiger Lebensraum, dazu gehören auch gemeinsame Mahlzeiten, Versammlungen und Aufräumdienste.
Zeit und Raum für die Pflege von Freundschaften
Zeit für angeleitete Angebote und Zeit für freies Spiel
Zeit für das Üben der Kulturtechniken sowie für die Auseinandersetzung mit Sachthemen
Zeit für kreative, musische, sportliche und spielerische Aktivitäten
All das braucht Zeit, deshalb sind wir seit der Gründung im Jahr 1986 Ganztagsschule.
Mitbestimmung und Verantwortung
altersentsprechend Verantwortung an die Kinder übergeben: für sich selbst, für die Gruppe, für die Räume
gemeinsam Regeln aushandeln in der Gruppe und mit der ganzen Schulgemeinschaft
Angebote orientieren sich an den Interessen der Kinder und werden mit ihnen abgestimmt sowie geplant.
Verlässliche Strukturen mit Flexibilität
Ein strukturierter Tages- und Wochenablauf ist wie ein roter Faden und gibt Sicherheit.
sinnvolle Pausen sind integriert
vormittags: Schwerpunkt auf der Gruppengemeinschaft und den Kulturtechniken
nachmittags: Schwerpunkt auf kreativen, künstlerischen, musischen, sportlichen und spielerischen Angeboten sowie auf dem freien Spiel
Die Abläufe sind flexibel und können aus gegebenem Anlass verändert werden, z.B. beim ersten Schnee.
KOPF/HAARE
Lernen in Vielfalt
Wir leben Inklusion.
Wir haben kleine, altersgemischte Gruppen.
Wir gestalten ein großes Miteinander: Sozialer Austausch mit anderen Gruppen – Krippe, Kindergarten, Grundschule und Sekundarstufe.
Wir haben mehrere Funktionsräume für jede Gruppe und zusätzliche Gemeinschaftsräume.
Wir sehen den Raum als „dritten Erzieher“ neben den anderen Kindern und den Erwachsenen.
Wir nutzen den großen, naturnah gestalteten Schulhof und den angrenzenden Wald.
Individuell in der Gemeinschaft
Wir holen jedes Kind da ab, wo es steht.
Individuelle Begleitung bedeutet nicht, mit jedem Kind jederzeit Einzelunterricht zu machen.
Es gibt Phasen, in denen alle zusammen sind, und Phasen, die individuell und eigenverantwortlich genutzt werden.
Beispiele für gemeinsame Phasen: Morgenkreis, Einführung eines neuen Themas
Individuelle Phasen teilen sich in Zeiten, die eine gemeinsame Struktur haben, z.B. Freiarbeit, und Zeiten, in denen jeder frei entscheiden kann, was er machen möchte, wie Pausenzeiten oder freies Spiel am Nachmittag.
Selbstwirksamkeit
„Ich kann mitreden und mitentscheiden.“
„Ich werde gehört.“
„Meine Wünsche und Bedürfnisse werden ernstgenommen.“
Wir führen Gespräche über das Lernen, sozial-emotionale Themen, lebenspraktische Dinge sowie Stärken und Lernfelder.
Ergebnisse festhalten und sichtbar machen
Wochenplan
große und kleine Lerngespräche
Lernlandkarten und Portfolio
Präsentation und Ausstellung von Arbeitsergebnissen
Präsentationstage als Schulevent
Lernberichte statt Notenzeugnisse
HAND/FINGER
Kinder wollen lernen! Die FSU schafft dafür förderliche Voraussetzungen:
Abwechslungsreiche Angebote
Verknüpfung der Lernbereiche
Lernen an und mit Sachthemen
Soziales Lernen: Vom Ich zum Du zum Wir
Das bedeutet für uns:
in Beziehung sein mit mir und mit den anderen
Teil einer Gemeinschaft werden
respektvollen Umgang fördern
Wir begleiten die Kinder bei der Konfliktbewältigung mit dem Ziel, dass sie dabei immer handlungsfähiger werden.
Lebenspraxis
selbstständig werden
praktische Tätigkeiten in der Küche, im Schulgarten usw.
Sachthemen
Umgang mit und Einteilung von Zeit lernen
digitales Lernen
Ausflüge gemeinsam abstimmen und planen
Gruppenfahrten fördern die Selbstständigkeit
Kulturtechniken
Lesen, Schreiben, Rechnen kann jedes Kind nur selbst lernen. Wir begleiten sie individuell auf ihrem Lernweg.
Wir unterstützen die Kinder darin
eigene Stärken und Lernfelder zu erkennen
persönliche Schwerpunkte und Ziele zu setzen
das Lernen selbst in die Hand zu nehmen
geeignete Lernwege zu finden
einen positiven Umgang mit Fehlern zu lernen
Künstlerisch, kreativ, musisch
Wir unterstützen die Kinder darin, ihre Kreativität zu erleben.
Wir fördern kreative Ausdrucksformen, z.B. Theater spielen, malen, Rhythmusspiele.
Sportlich
–Wir schaffen Bewegungsgrundlagen und fördern den Spaß an Bewegung.
–Das Außengelände bietet viel Raum für Bewegungsmöglichkeiten.